Unter einem so genannten Skidaumen versteht man den Riss des innenseitigen („ulnaren“) Seitenbands am Daumengrundgelenk.
Kommt es zu einem Sturz beim Skifahren, bei dem der Daumen in der Schlaufe des Skistocks hängenbleibt, so wird dieser gewaltsam nach außen und hinten umgeknickt. Es resultiert ein Riss des Seitenbandes mit einer seitlichen Instabilität, manchmal auch zusätzlich ein Riss der beugeseitigen Gelenkkapsel. Aufgrund der besonderen Anatomie des Daumengrundgelenks kann sich das Seitenband bei der Verletzung vollständig verlagern und liegt dann über der Strecksehne („Stener-Läsion“). Eine spontane Heilung ist in dieser Situation nicht mehr möglich.
Heilt die Verletzung nicht aus, so ist eine dauerhafte Greifstörung die Folge: Beim festen Griff zwischen Zeigefinger und Daumen knickt dieser nach außen weg, so das ein sicheres Zufassen nicht mehr möglich ist. Auf lange Sicht kann es zu einer Fehlbelastung des Gelenks mit Knorpelschäden und damit zur Entwicklung einer Arthrose kommen.
Die Diagnose eines so genannten Skidaumens wird durch die körperliche Untersuchung gestellt. Charakteristisch ist die so genannte Aufklappbarkeit des Gelenkspalts: Der Daumen kann über das normale Maß hinaus nach außen weggeklappt werden. Dokumentiert wird dies mit einer so genannten gehaltenen Röntgenaufnahme, bei der der Daumen in der Verletzungsrichtung belastet wird. Klappt dieser aus dem Gelenk heraus und zwar mehr als der unverletzte andere Daumen, so kann auf eine Bänderschädigung geschlossen werden. Hilfreich ist eine Kernspintomografie (MRT) oder auch eine Ultraschalluntersuchung, bei der das Seitenband direkt abgebildet wird.
Die Behandlung richtet sich nach der Verletzungsschwere. Sind nur Anteile des Seitenbandes betroffen, kann der Riss ohne eine operative Naht ausheilen. In diesem Fall wird der Daumen in einer Schiene immobilisiert. Bei einem vollständigen Riss sämtlicher Anteile des Seitenbands mit Instabilität und Verlagerung des Bandes sollte es durch einen operativen Eingriff wieder fixiert werden.
Im Anschluss an die Operation wird der Daumen für ca. 6 Wochen in einer Schiene immobilisiert.
Wird bei einen vollständigen Bänderriss und Verlagerung des Bandes keine Bandnaht durchgeführt, kommt es zu einer bleibenden Instabilität des Daumengrundgelenks. Beim festen Zugreifen verkippt der Daumen nach außen, eine Griffunsicherheit resultiert.
Die Erfolgsaussichten der Operation sind zeitabhängig. Eine direkte Naht oder Fixation des Seitenbands ist in den ersten Wochen nach der Verletzung möglich. Ganz allmählich bilden sich dann die Bandanteile zurück. Nach ca. 3-6 Wochen ist eine direkte Naht nicht mehr möglich.
Die Stabilität kann dann durch einen Bandersatz mit einer Sehne wiederhergestellt werden. Gegenüber einer direkten Naht ist die Operation hier komplizierter, das ergebnisweniger sicher vorherzusagen
Die Diagnose eines ulnaren Seitenbandrisses sollte zeitnah nach der Verletzung des Daumens gestellt werden.
Partielle Rupturen werden konservativ behandelt; bei kompletter Ruptur mit Instabilität sollte zeitnah operiert werden.
Bei der körperlichen Untersuchung werden Beweglichkeit und Stabilität geprüft; manche Kapsel- und Bandverletzungen können bereits so festgestellt werden. Eine Fraktur wird im Röntgenbild abgebildet. Eine Stabilitätsprüfung kann unter dem Röntgenschirm durchgeführt werde (so genannte gehaltene Aufnahme).
Bei unklarer Diagnose ist eine Kernspintomografie hilfreich.
Ist das Band teilweise oder vollständig gerissen, jedoch nicht nach hinten umgeschlagen, so kann es ohne einen operativen Eingriff heilen. Manchmal ist das gerissene Band jedoch nach hinten umgeschlagen (so genannte Stener-Läsion). In diesen Fällen ist eine Heilung ohne Operation nicht möglich.
Die Heilungschancen sind bei einer Operation in den ersten Tagen nach Verletzung am besten. Kann nicht sofort nach der Verletzung operiert werden, kommt es zu einer Schwellung am Gelenk. Es kann ratsam sein, einige Tage bis zur Abschwellung zu warten. Man sollte nicht unnötig lange zuwarten, schon im Laufe weniger Wochen kommt es zur Vernarbung der Bandenden und die Heilungschancen werden deutlich schlechter.
Nach einem vollständigen Seitenbandriss, bei dem das Band nach hinten umgeschlagen ist, bleibt ein instabiles Gelenk zurück.
Greift man mit dem Daumen fest zu, weicht dieser im Gelenk nach außen aus. Man kann dies im gewissen Umfang im Alltag kompensieren, meist ist es jedoch stark störend.
Wundkomplikationen sind selten. Wird zu früh bewegt, kann das genähte Band wieder reißen, so dass die Instabilität fortbesteht. Eine Bewegungseinschränkung von Daumengrund- und Endgelenk nach der Operation ist durch Sehnenverklebungen verursacht; sie ist meist gering ausgeprägt und funktionell nicht störend.
Heilt das Band nicht an, wird das Gelenk instabil. Bleibt die Instabilität bestehen, kann es zu einer schmerzhaften Arthrose des Damengrundgelenks kommen. Eine Bewegungseinschränkung von Daumengrund- und Endgelenk durch Sehnenverklebungen nach der Operation ist meist gering ausgeprägt und funktionell nicht störend.