Als Dupuytren'sche Erkrankung bezeichnet man gutartige Bindegewebswucherungen der Hand. In ihrem Verlauf bilden sich knotige Verdickungen und verhärtete Stränge, anfangs in der Handfläche und später an Daumen und Fingern. Die Verdickungen tasten sich wie (verkürzte) Sehnen. Eine eigentliche Sehnenverkürzung liegt, wie häufig irrtümlich angenommen, nicht vor.
Die Dupuytren'sche Erkrankung ist genetisch bedingt. Umstritten ist bis heute, ob eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder eine Leberschädigung die Krankheitsentwicklung fördern.
Die Entwicklung der Bindegewebswucherungen verläuft in Schüben, wobei sich Aktivitäts- und Ruhephasen abwechseln. Nicht selten wird der erste Schub im Anschluss an ein traumatisches Ereignis beobachtet. Meist finden sich die ersten Veränderungen in der Hohlhand in Form tastbarer Knoten und Stränge. Mit der weiteren Entwicklung treten krankhafte Veränderungen im Verlauf von Daumen und Fingern aus und führen zu zunehmender Verkrümmung. In Spätstadien können die Finger vollständig in die Hand eingeschlagen sein.
Eine wirksame Vorbeugung der Krankheitsentwicklung ist nicht möglich. Die einzige wirksame nichtoperative Maßnahme, die in frühen Stadien die Entwicklung der Erkrankung verlangsamen kann, ist die Behandlung der Hand mit Röntgenstrahlen, die wegen ihrer Nebenwirkungen umstritten ist.
Mit einer operativen Behandlung können die Stränge unterbrochen und das krankhafte Gewebe entfernt werden.
Bei der "perkutanen Nadelfasziotomie" (PNF) wird in örtlicher Betäubung eine scharfe Kanüle durch die Haut eingestochen und einzelne Stränge unter der Haut mit der Kanülenspitze durchtrennt. Die Stränge selbst werden unter der Haut belassen. Mit der Methode kann in geeigneten Fällen unmittelbar eine Besserung der Beugestellung eines verkrümmten Fingers erzielt werden. Der Vorteil ist auch hier die Vermeidung einer offenen Operation und der damit verbundenen längeren Nachbehandlung. Nachteilig ist, dass sich die Stränge in kürzerer Zeit als nach einer operativen Entfernung wieder zurückbilden. Wie bei einer offenen Operation besteht ein gewisses Risiko, Nerven und Sehnen zu durchtrennen.
Nicht mehr in Deutschland zulässig ist die Behandlung mit Kollagenase (Xiapex). Hier wird ein Medikament in den Strang eingespritzt. Dieser wird dabei punktuell am Ort der Injektion aufgelockert. Der Strang wird dann am Folgetag in örtlicher Betäubung manuell zerrissen. Die Behandlung ähnelt der Nadelfasziotomie - auch hier wird das Gewebe nicht entfernt, sondern punktuell unterbrochen. Das Medikament wurde inzwischen vom deutschen Markt genommen, wird aber im Ausland weiter angewendet.
Bei der offenen operativen Behandlung wird das krankhafte Gewebe aus der Hand herausgetrennt und entfernt. Hierzu ist ein Hautschnitt notwendig, der in seiner Länge der Ausbreitung der verhärteten Stränge entspricht.
Bei starker Verkürzung sind im Rahmen der Operation eine Lösung eingesteifter Fingergelenke und gelegentlich auch eine Hautverpflanzung zum Ausgleich der Hautverkürzung notwendig.
Die Operation selbst erfordert handchirurgische Erfahrung. Das erkrankte Gewebe befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Sehnen, Nerven und Blutgefäßen. Um deren Beschädigung zu vermeiden, wird in einer so genannten Blutleere gearbeitet. Die hierzu verwendete Oberarmmanschette erfordert eine Betäubung des gesamten Armes oder eine Vollnarkose.
Der Zeitpunkt für die Operation ist wesentlich: Ein zu früher Eingriff sollte vermieden werden, da mit Rückfällen und Wiederholungseingriffen gerechnet werden muss und wiederholte Eingriffe technisch problematisch sind. Wird zu spät operiert, kann die eingetretene Verkürzung der verschiedenen Gewebe eventuell nicht mehr vollständig ausgeglichen werden.
Jede Behandlung der Dupuytren'schen Erkrankung erfordert eine spezielle Nachbehandlung.
Nach der Wundbehandlung kommen bestimmte Schienen, eine Krankengymnastik sowie Maßnahmen zur Narbenbehandlung zur Anwendung.
Auch eine erfolgreiche Operation mit der Entfernung allen erkennbar veränderten Gewebes kann keinen Einfluss auf die weitere Krankheitsentwicklung nehmen und nicht verhindern, dass sich im Laufe der Zeit erneut krankhafte Veränderungen an gleicher Stelle ("Rezidiv") oder an anderen Fingern ("Ausbreitung") ausbilden. Komplikationen wie eine Nervenbeschädigung sind bei Wiederholungsoperationen häufiger als beim Ersteingriff – ein Zweiteingriff soll daher sorgfältig überlegt und geplant werden.
Eine definitive Heilung der Erkrankung ist mit keiner der genannten Methoden möglich.
Keine.
Im typischen Fall ist es eine so genannte „Blickdiagnose“. Die ärztliche Untersuchung in der Sprechstunde ist ausreichend. Laboruntersuchungen, Röntgen, Kernspin (MRT) und Computertomogramm (CT) sind nicht notwendig und geben auch keine zusätzlichen hilfreichen Informationen.
Manchmal bestehen jedoch außer den Verhärtungen in der Handfläche zusätzliche Symptome wie Schmerzen an den Fingern oder Gefühlsstörungen. Nur in diesen Fällen sind weitere Untersuchungen notwendig um andere, eventuell zusätzlich bestehende krankhafte Veränderungen nachweisen oder ausschließen zu können.
Leider nur wenig. Dehnungsübungen für die betroffenen Finger sind nur wenig hilfreich und können die Entwicklung einer Verkrümmung des Fingers nicht wirklich verhindern.
Einzige wirksame Maßnahme, die die Krankheitsentwicklung nicht verhindern, sondern verzögern kann, ist die Behandlung mit Röntgenstrahlen mit ihren Vor- und Nachteilen.
Fragen Sie Ihren Handchirurgen hierzu.
Eine Röntgenbestrahlung ist eine Maßnahme, die den weiteren Verlauf verzögert. Ein verkrümmter Finger kann mit Röntgenstrahlen nicht begradigt werden. Sie stellt daher eine Option im Anfangsstadium der Erkrankung dar.
Ist es zur Verkrümmung gekommen, kommt im Frühstadium eine Unterbrechung des Strangs durch Nadelfasziotomie in Frage. Nicht zugelassen in Deutschland ist die Spritzenbehandlung mit Kollagenase („Xiapex“), mit der ein Strang auch nicht vollständig aufgelöst, so doch ähnlich wie bei einer Nadelfasziotomie punktuell unterbrochen werden kann.
Erst, wenn ein Finger bereits verkrümmt ist.
Es besteht eine Veranlagung zu der Erkrankung in allen Fingern beider Hände. Auch eine Operation im Frühstadium kann die Erkrankung nicht heilen; weitere Operationen am operierten Finger sind zu erwarten. Die Komplikationsrate von wiederholten Operationen im gleichen Gebiet ist deutlich höher als beim Ersteingriff - dieser sollte daher nicht zu früh durchgeführt werden.
Allerdings sollte auch nicht zu lange gewartet werden. Ist der Finger stark verkrümmt, so ist die Operation technisch schwierig. Möglich ist, dass der Finger dann nicht immer vollständig aufgerichtet werden kann. Bei starker Verkrümmung ist die Haut verkürzt. Zusätzliche operative Maßnahmen wie z.B. eine Hauttransplantation werden notwendig. Komplikationen bei der Wundheilung sind dann häufiger zu erwarten.
Die Krankheit schreitet langsam fort - mit und ohne Operation. Sie verläuft typischerweise in Schüben. Ruhephasen können dabei mehrere Jahre andauern, Wachstumsschübe dauern meist einige Monate. In welchem Zeitrahmen dies zu erwarten ist, ist individuell sehr verschieden und kann auch im Voraus nicht festgestellt werden. Grundsätzlich gilt, dass je früher die Krankheit auftritt, umso schneller entwickelt sie sich im weiteren Leben.
Jeder Eingriff hat Risiken.
Bei der Dupuytren-Operation kann es zu Wundheilungsstörungen kommen, die den Verlauf verzögern und das Ergebnis in Frage stellen können. In seltenen Fällen kann bei der Operation ein Fingernerv beschädigt werden, was ein Taubheitsgefühl am Finger zu Folge hat.
Möglich sind auch Verhärtungen der Operationsnarbe, die sich nur langsam wieder lösen. Komplikationen sind häufiger, wenn zum wiederholten Mal am gleichen Finger operiert wird - hier sollte das Vorgehen genau überlegt werden.
Die Hand ist verbunden und geschient. Häufig ist bei der Operation eine Drainage eingelegt worden, die mit einem Silikonschlauch zu einem Vakuumgefäß geführt wird („Redon-Drainage“).
Die Hand sollte am Operationstag geschont werden und nicht längere Zeit herunterhängen.
Sind sie zu Hause und tritt etwas Unerwartetes auf, ist der Verband zu eng oder kommt es zu starken Schmerzen, die mit einer Tablette nicht gelindert werden können, suchen Sie Ihren Operateur auf!
Typische, wenn auch seltene Komplikationen während des Eingriffs sind eine Beschädigung der kleinen Nerven und Blutgefäße.
Direkt nach der Operation können Probleme mit der Wundheilung auftreten. Eine Nachblutung tritt wenn, dann in der ersten Nacht nach der Operation auf. Eine Störung der Wundheilung mit Schorfbildung oder auch selten einmal ein Infektion tritt nach einigen Tagen auf und kann die Abheilung verzögern.
Typisch ist eine Verhärtung der Operationsnarbe in den ersten Wochen nach dem Eingriff. Diese ist in ihrer Ausprägung unterschiedlich und auch nicht von der Ausprägung der Erkrankung oder von der Art der Operation abhängig. Die Verhärtung löst sich dann allmählich im ersten Jahr nach der Operation.
Keine eigentliche Komplikation ist des Wiederkehren („Rezidiv“) der Erkrankung mit erneuter Ausbildung von Knoten und Strängen. Dies kann ist auch durch eine besonders gründliche Entfernung der Veränderungen nicht zu verhindern.
Die spezielle Nachbehandlung beginnt bereits während der Wundheilung. Bei stabiler Wunde kann der Finger nach einigen Tagen passiv gestreckt werden.
Nach Entfernung der Fäden werden die Bewegungsübungen intensiviert, entweder eigenständig oder unterstützt durch ein Handtherapeuten. Je nachdem, wie gut der Finger beweglich ist, kommen weitere Hilfsmittel, wie eine Dehnungsschiene („Quengel“) oder ein spezieller, nachts getragener Handschuh zur Anwendung.
Ist die Narbe verhärtet, helfen Massagen, Narbensalben und evtl. eine Silikonauflage und manchmal ein so genannter Kompressionshandschuh.
Ob und welche dieser Behandlungen notwendig sind, ist ganz verschieden und muss individuell abgestimmt werden. Auch die Dauer der Nachbehandlung kann sehr variieren.
Fragen Sie Ihren Arzt!
Es hängt von Ihrem Beruf ab und vom Verlauf der Wundheilung.
Typischerweise werden der Fäden nach 10 bis 12 Tagen gezogen. Danach bestehen in den meisten Fällen noch kleinere Schorfe im Wundbereich. Vollständig geschlossen sind die Operationswunden meist nach 3-4 Wochen, so dass dann wieder gearbeitet werden kann. Gelegentlich ist auch eine längere Bewegungstherapie notwendig, die den Verlauf über Wochen verzögern kann.
Nein.
Die Erkrankung kann nicht vollständig geheilt werden, die Veranlagung zur Strangbildung bleibt auch nach einem erfolgreichen Eingriff bestehen, unabhängig davon, wie ausgedehnt und „gründlich“ operiert wird.
Ob und wann Veränderungen nach einer Operation erneut auftreten, hängt nicht davon ab, inwieweit diese bei der Operation entfernt wurden, sondern von genetischen Faktoren, die nicht beeinflussbar sind.
Es bleiben Narben an der operierten Hand. In der unmittelbaren Umgebung der Narben kann ein Taubheitsgefühl bleiben, im komplizierten Verlauf auch an der Fingerkuppe.
Es bleibt auch eine gewisse Bewegungseinschränkung, abhängig von der Schwere des Ausgangsbefundes.