Betäubung

Eine Handoperation muss nicht in Vollnarkose durchgeführt werden. Alternativ kann eine Betäubung des unmittelbaren Operationsgebietes (örtliche Betäubung, “Lokalanästhesie“) oder eine Betäubung der Körperregion (Leitungsbetäubung, “Regionalanästhesie “) durchgeführt werden.

Abgesehen von sehr kleinen Eingriffen ist bei Handoperationen eine Blutfreiheit des Operationsgebietes hilfreich, um beim Eingriff die feinen Strukturen unterscheiden zu können. Erreicht wird dies mit einer Druckmanschette ähnlich wie beim Blutdruckmessen. Diese wird am Oberarm angelegt und mit Luft gefüllt. Vorher kann mit einer Binde das Blut aus dem Arm herausgewickelt werden (Blutleere). Eine solche Blutleere kann über zwei Stunden angelegt werden, ohne negative Folgen zu verursachen.

Eine Blutsperre oder Blutleere ist nach einiger Zeit unangenehm und dann schmerzhaft. Für längere Eingriffe an der Hand, die in einer Blutleere oder Blutsperre durchgeführt werden sollen, ist daher entweder eine Vollnarkose oder aber eine komplette Armbetäubung notwendig.

Örtliche Betäubung

Eine örtliche Betäubung („Lokalanästhesie“) ist das einfachste Betäubungsverfahren.  Eine kleine Menge eines örtlichen Betäubungsmittels wird in unmittelbarer Nähe des Operationsgebietes unter die Haut gespritzt. Sie eignet sich für kleinere Veränderungen, die im Hautniveau oder unmittelbar unter der Haut gelegenem Gewebe lokalisiert sind. Auch ein Karpaltunnelsyndrom oder ein Schnappfinger wird in Lokalanästhesie operiert.

Vorteil einer Lokalanästhesie sind die geringen Risiken: Die Menge des Betäubungsmittels ist gering, unerwünschte Nebenwirkungen äußerst selten. Eine Beschädigung von wichtigen Strukturen durch den Injektionsvorgang ist ebenfalls äußerst unwahrscheinlich. Nachteilig ist die geringe Ausdehnung des betäubten Areals, nur kleinere Eingriffe können in einer örtlichen Betäubung durchgeführt werden.

“Oberst’sche Fingeranästhesie”

Bei Operationen an einem Finger kann dieser isoliert betäubt werden. Dazu wird eine kleine Menge örtliches Betäubungsmittel in Höhe des Fingergrundgliedes mit zwei getrennten Injektionen jeweils seitlich in die Nähe der Fingernerven gespritzt. Das Gefühl in der restlichen Hand bleibt erhalten.

Der Vorteil ist auch hier die geringe Menge des verwendeten Betäubungsmittels ohne Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens. Nachteilig ist die begrenzte Dauer der möglichen Blutsperre bei der Verwendung einer Oberst’schen Fingeranästhesie ist begrenzt, das Verfahren ist daher nur für kürzere Eingriffe geeignet.

Handblock

Im Bereich des Handgelenks verlaufen die drei Hautnerven für das Gefühl an der Hand dicht unter der Haut. Beim Handblock wird eine kleine Menge eines örtlichen Betäubungsmittels in die unmittelbare Nähe eines oder mehrere der drei Nerven gespitzt. Nach kurzer Wartezeit stellt sich eine Taubheit im Versorgungsgebiet der jeweiligen Nerven ein.

Vorteilig ist die zuverlässige Wirkung, die rasch nach der Injektion einsetzt und auch hier die geringe Menge des verwendeten Betäubungsmittels. Nachteilig ist die auf die Hand beschränkte Wirkung. Damit ist die zur Verfügung stehende Zeit für die Anwendung einer Blutleere am ganzen Arm begrenzt das Verfahren ist daher nur für kürzere Operationen geeignet.

“Plexusanästhesie”

Die Betäubung des gesamten Armes wird durch eine Injektion von örtlichem Betäubungsmittel in die Umgebung des Armnervengeflechtes (“Armplexus”) erzielt und als “Plexusanästhesie” bezeichnet.

In Rückenlagerung bei abgespreiztem Oberarm wird ein örtliches Betäubungsmittel unmittelbar unterhalb der Axel eingespritzt. Um die exakte Lage der Nadel für die Injektion zu erreichen, kann diese mit einem sehr geringen Stromimpuls versetzt werden, der während der Injektion zu einem Elektrisieren in den Fingern und/oder einer unwillkürlichen Fingerbewegung führt. Eine direkte Berührung der Nerven kann so mit großer Sicherheit vermieden werden.

Nach der Injektion wird – abhängig von der Art des Betäubungsmittels – für etwa eine halbe Stunde abgewartet, bis die Wirkung vollständig eingetreten ist. Die Dauer der Wirkung ist wie bei allen örtlichen Betäubungsverfahren von der Art des Betäubungsmittels abhängig und kann mehrere Stunden betragen.

Vorteilig ist die Betäubung des ganzen Armes. Ermöglicht werden auch längere Eingriffe an der Hand unter Verwendung einer Blutleere oder Blutsperre zu erzielen. Nachteilig bei einer Armplexusanästhesie ist die nicht immer ganz vollständige Wirkung. Bei vorhandenem Restempfinden kann die Gabe einer zusätzlichen örtlichen Betäubung in der Nähe des Operationsgebietes notwendig sein. Gelegentlich muss wegen einer nicht vollständigen Schmerzfreiheit doch noch eine Vollnarkose durchgeführt werden.

Selten kann es zur versehentlichen Injektion des Betäubungsmittels in die Blutbahn kommen; eine Kreislaufreaktion und Krämpfe können die Folge sein.

Vollnarkose

Immer dann, wenn eine örtliche Betäubung oder eine Regionalanästhesie (Plexusanästhesie) nicht durchgeführt werden kann, ist auch bei handchirurgischen Operationen eine Vollnarkose notwendig.

Dies ist dann der Fall, wenn Veränderungen im Bereich der Axelhöhle vorliegen, etwas ein Folgezustand nach Lymphknotenentnahme oder auch eine akute oder chronische Infektion. Andere Gründe sind bestimmte Allgemeinerkrankungen, bei denen örtliches Betäubungsmittel nicht toleriert wird. Auch Operationen, bei denen verschiedene Körperregionen betäubt werden müssen, z. B. eine Transplantation durchgeführt wird, erfordern eine Vollnarkose.

Zuletzt kann auch einmal eine unzureichend wirksame oder in ihrer Wirkung nachlassende Wirkung einer Armbetäubung ein Grund für eine Vollnarkose sein. Grundsätzlich schließt daher die Vorbereitung auf eine Armbetäubung auch eine mögliche Vollnarkose mit ein.

Eine Vollnarkose setzt nicht unbedingt auch stationäre Behandlung voraus- auch ambulante Eingriffe können in Narkose durchgeführt werden.